Und wieder einmal wird es Zeit für die kleine Bluna.

In der letzten Geschichte haben wir ja gehört, wie das kleine Mädchen Bekanntschaft mit dem Fast-Weihnachtsmann geschlossen hat und beinahe zum Nordpol gefahren wäre.
Da die Umstände es aber erforderlich gemacht hatten, eine andere Geschichte zu erzählen, sehen wir die kleine Bluna nun am Küchentisch, wie sie mit angehaltenem Atem ein Bild mit Wachsmalstiften zeichnet.

Das Bild zeigt ihren Grossvater, der mit erhobener Faust vor den Reissverschlusswerken Bad Onkenhausen steht und mit dräuender Gebärde den Untergang des verhassten Konkurrenten anzeigt.
Das war gestern. In der Zwischenzeit haben sich viele Dinge ereignet und bald soll die Beerdigung des Grossvaters sein. Im Augenblick werden einzelne Teile des alten Vaters noch eingesammelt, damit die Urne auch recht hübsch voll wird.
Die Grossmutter raucht und denkt über alte Zeiten nach. Die kleine Bluna dagegen denkt über die Zukunft nach, über eine Ausbildung als Stewardess, da sie von ihrem Schulfreund Afri gehört hat, dass Stewardessen überall hinfliegen können. Hei, das wäre ein Spass, wenn sie jetzt in Afrika sein könnte. Da gäbe es soviele kleine, schwarze Kinder, denen sie Geschichten erzählen könnte von zuhause. Schön wäre auch ein Flug nach China zur grossen Mauer, die immer noch steht und nicht so wie die in Deutschland einfach abgerissen worden ist. Genau wie ihre Grossmutter und der Nachbar Herr Öckel hat auch die kleine Bluna nie ganz verstanden, was da eigentlich passiert war. In der Schule haben die Lehrer gesagt, dass sie sich sehr freuten über den Mauerfall. Also muss das eine gute Sache gewesen sein.
Das Bild war jetzt fertig und sie gab es freudestrahlend ihrer Oma. Die nahm es ebenso freudig entgegen, krümelte ein paar Gramm Hasch und Tabak darauf und rauchte das ganze Werk in einem Zug.
Da war dann ein fröhliches Hallo und Aber-Hallo im Haus und alle waren es denn recht zufrieden.
Nur dass der Grossvater nicht da war, trübte die Stimmung ein wenig und die Grossmutter flocht, in wehmütige Gedanken versunken, ein paar Schnürsenkel, die sie dem alten Ehemann ins Grab zu legen gedachte.
Später am Abend kam Afri noch auf eine Fanta vorbei und die beiden Kinder stibitzten sich etwas vom Guten Afghanen der Oma, stopften sich die Beute flink wie Packratten in die kleinen Mäulchen und verkrümelten sich auf den Dachboden, wo sie dem plätschern des Regens auf dem alten Schindeldach lauschten und leise vor sich hin fantasierten.
Später nahm die Oma sie dann auf den Arm und trug sie raus in den alten Schuppen, denn sie konnte vollgedröhnte Kinder einfach nicht in ihrem Hause dulden, da war sie streng, sogar sehr streng.
Am nächsten Morgen erwachte die kleine Bluna alleine, ihr Freund Afri war wohl schon gegangen.
Was sich allerdings als folgenschwerer Irrtum herausstellte.

Doch davon später mehr. Jetzt heisst es, die Lichter zu löschen und unter die Bettdecke zu kriechen und von einer spinnenfreien Zone zu träumen, denn mal ehrlich, was gibt es ekligeres als krabbelnde, wuselnde, giftige Spinnen?
Eben, nämlich grad mal genau gar nix!