Platon (360 v. Chr.): griechischer Philosoph und passionierter Scherzkeks. Denkt sich eine fiktive Schlacht der Athener gegen eine angeblich unaufhaltsame Supermacht “westlich der Säulen des Herkules” aus. Mit anderen Worten also “jdw” (janz weit draussen). Dann beschreibt er die Insel Atlantis mit Kreisen, Göttern, Herkunft und politischem System. So ähnlich wie Tolkien, nur weniger detailliert und im allgemeinen ohne Hobbits. Man vergleiche nur mal die Beschreibung bei Platon:
“In einer weiten Ebene erhebt sich ein gewaltiger Hügel, über den hin der größere Teil der Stadt erbaut ist. Ihre vielfachen Ringe aber erstrecken sich in eine beträchtliche Entfernung vom Fuße des Berges. […] Sie ist in sieben riesige Kreise oder Ringe eingeteilt, die nach den sieben Planeten benannt sind.”
Hier die Beschreibung von Minas Tirith:
“Minas Tirith liegt auf dem 200 Meter hohen Berg der Wacht, der über einen Sattel mit dem Berg Mindolluin verbunden ist. Jeder der sieben konzentrischen Mauerringe, die die Stadt schützen, wird durch eine gigantische Felsformation in Form eines Keils in zwei Hälften geteilt, sodass in jedem Ring ein Tunnel unter dem Keil hindurchführt, um die Hälften zu verbinden. Über der siebenten Ebene erhebt sich schließlich der rund 90 Meter hohe Weiße Turm Ecthelions.” (Quelle ist irgendein Wiki, kann jeder selber in 0,5 Sekunden finden).
Kein normaler Mensch kommt jetzt auf die Idee, dass Tolkien da historische Tatsachen beschreibt. Im maximalsten Fall hat er halt bei Platon abgekupfert, oder sich die Kasperbude Minas Tirith selber aus den Fingern gesaugt. Daß die Welt voller Idioten ist, werden wir im Laufe dieses Artikel noch sehen.
Doch nun zurück zu Platon:
Vermutlich meinte er es nur gut und wollte irgendwas didaktisches anstellen mit seinen Dialogen “Timaios” und “Kritias”. Der Scherz wird in seiner Zeit noch verstanden, denn weder direkt vor noch nach Platon kann sich sonst irgendeine Sau an diese tolle Schlacht erinnern. Rein markentingtechnisch müsste sowas sonst an jeder Säule stehen. Siehe auch Xerxes, “300” etc. .
Krantor von Soloi (275 v. Chr.): Der erste überlieferte Hirni, der den Gag nicht geschnallt hat. Hinterläßt seinem guten Freund Arkesilaos 12 Talente, den Gegenwert von 12 Segelschiffen, 240 Sklaven (durchschnittlicher Qualität) oder 1000 Paar Schuhen (Blanikos). Weitere Hinterlassenschaften: “Atlantis gabs wirklich, echt jetzt, ohne Scherz, Mann, bei Platon stehts ! Kein Scheiß!”
Poseidonios (135 v. Chr.): Führt die Dödelparade weiter an, war unter anderem ein bekennder Arschkriecher in römische Allerwerteste. Bedeutende Leistungen waren unter anderem die fehlerhafte Berechnung des Erdumfangs, die dann fleissig von Ptolemaios et al. propagiert wurde und zu zahlreichen Katastrophen wie dem nautischen Totalausfall Christoph Columbus führte . Weiter war er ein leidlich begabter Rassist: “Germanen sind irgendwie groß, doof und fressen viel, Mittelmeerleute sind klein, braun und feige.”
Plinius der Ältere (23 n. Chr.): Hält die tatsächliche Existenz von Atlantis für ausgemachten Schwachsinn. Seine Leistungen sind einigermaßen beeindruckend, sein naturwissenschaftliches Werk “Naturalis historia”, sowie seine in der Folge oft zitierte und damit wichtige Geschichtsquelle über die Germanenkriege zeugen Bände von Gelehrsamkeit. Starb, wie ein Wissenschaftler sterben sollte, bei dem Versuch, den Ausbruch des Vesuvs zu beobachten an einem Herzinfarkt. Ihm wird das Zitat “in vino veritas” zugeschrieben.
Nach den barbarischen Zeiten, die dem Aufstieg der Kirche des Lattengustls folgen und in dessen Verlauf sich kein Schwein mehr für Atlantis interessiert, sondern vielmehr für weitaus realistischere Dinge wie Hexen, Kobolde, Satan und seine Dämonenscharen sowie für aggressive Expansionspolitik mit ausgedehnten Kollateralschäden (kleinere Dinge wie Kultur, Bildung, Menschlichkeit), wird die Kiste dann ausgerechnet durch Christoph Kolumbus bzw. einen seiner Zeitgenossen Bartolomäus de Las Casas wieder aufgemacht.
Bartolomäus de Las Casas: Der “Berti von den Häusern”, altertümlicher Ausdruck für einen Hausmeister. Priester. Behauptete eines Morgens aus einer Bierlaune heraus, Amerika sei der Überrest von Atlantis.
Es folgen eine Reihe von Typen, die das weiter spinnen, teilweise wieder, um Platons ursprünglichen Plan einer Utopie zu benutzen und zu erweitern (1516, Thomas Morus: “Utopia”).
Francis Bacon versaut es dann 1624 wieder komplett und schwafelt in seinem “Nova Atlantis” von Patriarchat, christlicher Sittenstrenge usw. Angeblich fehlt die Sozialkritik da nur deswegen, weil der “schwer drogenabhängige Francis” (W. Moers) vorher den Löffel weggelegt hat.
Von da an gibts kein Halten mehr, Die “Arschgeburt Atlantis” (Marcel Reich Ranitzki) geistert im 16. und 17. Jhr. durch allerlei mehr oder minder gut gefüllte Birnen und wird wahlweise als Idealstaat mit “Recht und Ordnung”, sowie beliebig auf der politischen Landkarte auch mal in Schweden bzw. Mannheim vermutet. (Olof Rudbeck, “Atland eller Manheim”).
Auftritt der Verbindungsmaschine Internet, die alles mit allem verknüpft. Da wird Atlantis dann zur Keimzelle sämtlicher Kulturen und das natürlich weltweit. Die Zerstörung desselben wird dann als mahnender Zeigefinger für wahlweise “Sünde”, “Überheblichkeit”, “Größenwahn” und “Strafe Gottes” eingesetzt. Und die Reste der Atlanter bzw. deren Wissen (das zumindest ist ein neuer Aspekt, früher ging es nur um Kreise und Ringe und Bodenschätze und so) wird bei den Mayas, Ägyptern, und vermutlich auch bei den Schweden “wiedergefunden”. Der geneigte Leser kann sich mit Hilfe einer Suchmaschine seiner Wahl selbst ein Bild vom “Irrsinn Atlantis” (G. Grass) machen.
Wenn Platon gewußt hätte, in welche Abgründe er verwirrte Geister stürzen würde mit seinem Randwitz .. Aber das konnte noch nicht mal Platon ahnen. Die arme Sau.